Unser Ansatz

Viele Leute mögen den Görlitzer Park genau so, wie er ist. Sie genießen das Wilde, das Ungeordnete eines Ortes, an dem jeder tun und lassen kann, was er will. Dafür kommen sie in den Park, und das ist ihr gutes Recht.

Aber es gibt auch jene, denen der Park nicht geheuer ist, weil sie ihn als stressigen Ort oder als Angstraum erleben und unangenehme Erfahrungen gemacht haben. Diese Empfindungen finden sich vor allem bei jenen, für die der Park ursprünglich geschaffen wurde: Menschen, die direkt am Park oder in den Kiezen um ihn her wohnen und den Park eigentlich brauchen. Wir erinnern z. B. an die Frauen türkischer Herkunft, die hier früher oft miteinander auf den Bänken saßen und häkelten, während ihre Kinder spielten.

Viele derer, die nicht mehr oder nur noch selten den Park besuchen, stören sich an zu lauter Musik, an freilaufenden Hunden oder zu viel Schmutz. Die meisten Klagen jedoch beziehen sich auf das Abchecken und Belästigungen durch Drogenverkäufer, auf sexistische Anmache, aber auch auf Diebstähle und Überfälle, bei denen Menschen wegen einem Handy oder ein paar Euro brutal zusammengeschlagen wurden. All diese Vorkommnisse haben zur Folge, dass Menschen den Park meiden, ihren Kindern verbieten, ihn aufzusuchen etc. Dieses Sicherheitsbedürfnis, das vor allem von Frauen, Kindern und älteren Menschen formuliert wird, nehmen wir ernst.

Gleichzeitig nehmen wir zur Kenntnis, dass der Park für viele Männer aus afrikanischen Ländern zu einem wichtigen Treffpunkt geworden ist. Manche nutzen ihn zum Handel mit Drogen (insbesondere Cannabis), andere verbringen hier einfach mehr oder weniger viel Zeit. Viele von ihnen haben keine Möglichkeit, legal in Deutschland zu arbeiten. Gesellschaftliche Teilhabe wird ihnen nicht ermöglicht, und auch im Park bleiben sie weitgehend marginalisiert.

Doch auch für Touristen, die einen Hauch vom wilden Berlin zu erleben suchen, ist der Park ein wichtiges Ziel geworden, eine Art Abenteuerland, Drogenkonsum inclusive. Weil sie an die Stelle der Einheimischen getreten sind, ist der Park weiterhin gut besucht und häufig sogar überfüllt.

So stellt sich die Frage, wie mit dieser Situation umzugehen ist. Denn wenn sich die Positionen der Parknutzer*innen und Anwohner*innen zwischen „Weg mit den Afrikanern!" bis „Weg mit dem Staat!", zwischen bravem Bürgerpark und wilder Brache, zwischen Angstraum und Freiraum bewegen, bleibt die Handlungsfähigkeit leicht auf der Strecke. Aber vielleicht gibt es ja Kompromisse, mit denen zwar niemand völlig glücklich wird, die meisten aber leben können. Darauf setzen wir. Die jeweilige subjektive Sicht auf den Park kann nicht alleinige Richtschnur des Handelns sein.

Den häufig geäußerten Wunsch nach einem Verschwinden des Drogenhandels halten wir jedenfalls für unrealistisch. Dafür müssten an anderer Stelle die Voraussetzungen geschaffen werden, denn Migration, Tourismus, Gentrifizierung, eine verfehlte Drogenpolitik - diese Prozesse sind vor Ort kaum beeinflussbar. Wir werden uns daher auf die Weiterexistenz des Handels einstellen müssen.

Allerdings könnten legale Aufenthaltsperspektiven für die aus Afrika stammenden Männer - zum Beispiel im Rahmen von Härtefallregellungen - eine deutliche Verbesserung der Situation im Park bewirken. Auch dafür setzen wir uns ein. Ansonsten halten wir uns an die Devise, dass das Problem nicht Menschen oder Gruppen von Menschen sind, sondern Verhaltenweisen.

Das derzeitige Vorgehen von Innensenator und Polizei finden wir auch daher nicht richtig. Dauernde Razzien und Haftstrafen für Menschen, die dreimal mit Cannabis erwischt wurden, halten wir für unangemessen, solange nicht ernsthaft versucht wurde, den Problemen auf andere Weise beizukommen.

Wir wünschen uns eine Polizei, die im Auftrag der Bürger agiert. Wenn sich die Polizei aber nicht in der Lage sieht, durch Präsenz und regelmäßige Streifen die objektive wie gefühlte Sicherheit im Park zu erhöhen, brauchen wir andere Wege.